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Züchterforum 07.03.2025
Als am 03. März 2025 die Auktionskollektion der Westfälische Frühjahrs-Auktion 2025 online gestellt wurde da enthielt sie unter der Kopfnummer 3 einen hübschen, abgedrehten Fuchs mit dem Namen Va Va Voom. Ein gekörter Hengst vom Viva Gold, hervorragend gezogen und aus bestem Züchterhause. Der als gekörter Hengst beworbene Auktionike, stammt aus der Zucht von Jürgen de Baey und verbindet die Familie der Weihegold mit der, der Olympia-Größen Ahlerich und Rembrandt. Vollmundig angekündigt als „Wunderschön in der Aufmachung, bewegungsstark und ausgestattet mit einer herausragenden Rittigkeit“ wird der Hoffnungsträger auf der Auktionsplattform des Westfälischen Pferdestammbuchs charakterisiert. Doch nicht wenigen Besuchern kam das Pferd irgendwie bekannt vor. Ein genauerer Blick offenbarte einen ebenfalls angegebenen Zuchtnamen, Viva la Vida, für den sympathischen Fuchs. Ein Abgleich von Abstammung und Lebensnummer macht dann schnell deutlich, hier handelt es sich um ein und dasselbe Pferd. Gekört unter seinem Zuchtnamen Viva la Vida und über den Westfälischen Hengstmarkt veräußert an das Gestüt Gut Neuenhof von Dr. Axel und Sandra Schürner. Dort war der Hengst im Jahr 2023 auch aktiv als Deckhengst aufgestellt und hatte auch Stuten gedeckt. Auch eine erste Reitpferdeprüfung hatte der Hengst gewonnen.
Nun wäre eine reine Umbenennung eines Pferdes an sich ja nicht wirklich eine Meldung mit News-Wert. Doch in diesem Fall kommen einem schnell etliche Online-Veröffentlichungen in diversen namhaften Pferde-Publikationen aus dem Frühjahr 2024 in den Sinn. Dort wurde berichtet der Hengst Viva la Vida müsse seine Karriere als Deckhengst beenden, die Folgen einer bis dahin unerkannten Verletzung, mutmaßlich aus der Aufzuchtphase, seien der Grund. Die in den Publikationen als Besitzerin bezeichnete Sandra Schürner wurde im vergangenen Jahr etwa im Magazin Reiterrevue zitiert:“ Sechs bis sieben Rippen muss der Hengst sich während der Aufzucht gebrochen haben. Er wird über mehrere Monate gelitten haben. Die Rippen und die Muskulatur sind so verklebt, dass er Schmerzen hat, wenn er sich in der Rippe biegen soll”. Und weiter gab sie an: „Sicher ist, dass wir das Pferd nicht verkaufen werden. Er wird sein weiteres Leben genießen dürfen. Ihm geht es aktuell sehr gut. Ob er eines Tages Wallach wird, wird die Zukunft zeigen. Er darf sein Leben auf jeden Fall genießen”. Aufgefallen sei die Verletzung im Rahmen des zweiten Tages einer Hengstleistungsprüfung, als der Hengst sich, Zitat: „bockig zeigte“, was für Viva la Vida ungewöhnlich gewesen sei, woraufhin man den Hengst in der Tierklinik Lüsche vorgestellt habe die dann die Diagnose gestellt habe. Fakt sei, so hieß es im April 2024 in der Berichterstattung, Das Pferd sei nicht reitbar.
Das der Fuchs nun unter neuem Namen und ohne jede weitere Erklärung, im aktuellen Auktionslot der Westfälische Frühjahrs-Auktion 2025 auftaucht erscheint schwer nachvollziehbar. Was im digitalen Zeitalter die Namensänderung bewirken sollte erscheint fraglich und so kam es wie es in diesen Zeiten immer kommt, es dauerte nicht lange bis es interessierten Besuchern der Auktionshomepage auffiel, dass Va Va Voom und Viva la Vida ein und dasselbe Pferd sind. Das die Tatsache, das der Hengst nun unter neuem Namen Auktionspferd ist und die öffentliche Kommunikation seines Gesundheitszustandes aus dem April – zumindest ohne jede weitere Erklärung – so nicht zueinander passen mögen erscheint offensichtlich.
Auch die Angabe zum Besitzer/Aussteller des Pferdes wirft unter Transparenzgesichtspunkten durchaus Fragen auf. Die angegebene Equus Invest AG in Kürten wird von Ömer Boyar van Baaren geleitet, ein Name der seit geraumer Zeit in enger Verbindung zu Dr. Axel Schürner und Sandra Schürner genannt wird, unter anderem in der Besitzangabe des Ponyhengstes Gold Garant. Ein Blick in die Registerbekanntmachungen (Neueintragungen, 06.11.2006) beim Amtsgericht Düren, HRB 2979, weist als Gründer der Gesellschaft, die sämtliche Aktien übernommen haben, Omer Boyar van Baaren, Kürten und die Gut Neuenhof GmbH mit Sitz in Nideggen aus. Den ersten Aufsichtsrat bildeten Frau Sandra Schürner, Dr. Axel Schürner und Frau Katharina Notte. Für professionelle Insider der Szene dürfte dies eventuell gar keine neue Erkenntnis sein, doch sicher nicht jeder potentielle Auktionskunde dürfte diese Zusammenhänge (er)kennen.
Eine Genesung eines jungen Pferdes, auch und vor allem, wenn sie unerwartet geschehen sein mag, ist per se zunächst ja eine sehr positive Nachricht. Im Zusammenhang mit einer kommenden Reitpferdeauktion erwarten Kunden und Öffentlichkeit unter den Gesichtspunkten Transparenz und Vertrauen sicher eine offenere und proaktivere Kommunikation der neuesten Entwicklungen um den Hengst.
Wir haben selbstverständlich das Westfälische Pferdestammbuch um ein Statement zu den hier geschilderten Zusammenhängen angefragt. Telefonisch wurde uns eine baldige Antwort bereits in Aussicht gestellt, die wir an dieser Stelle selbstverständlich sofort veröffentlichen werden, nachdem sie uns erreicht hat.
Auch Herrn Dr. Schürner haben wir für das Gestüt Gut Neuenhof um ein Statement gebeten und einige Fragen formuliert. Bisher hat unsere Anfrage hier keine Rückantwort ausgelöst, sollten wir eine Antwort auf unsere Anfrage erhalten, werden wir auch diese auf dieser Homepage veröffentlichen.
Als Fazit dieser bemerkenswerten Story bleibt vermutlich nur festzustellen: „Wunder gibt es immer wieder!“
Link: Va Va Voom im Auktions Lot