Aktuelles

Sonniger WM-Finaltag in Lanaken

Züchterforum 28.09.2025

Titel für KWPN und Zangersheide

49 fünfjährige Pferde waren in beiden Qualifikationen strafpunktfrei geblieben und bildeten so das Starterfeld im ersten  auf 1,30-Meter-Level gebaute WM-Finale an diesem Sonntag in Zangersheide, bei strahlendem Sonnenschein. Sieben repräsentierten deutsche Zuchtverbände (Holstein 3, OS 2, Hannover und  DSP-Brandenburg-Anhalt je 1), und drei von ihnen schafften mit einer strafpunktfreien Runde den Einzug ins Stechen der besten 18 Kandidaten, das insgesamt keine Werbung für den Springsport gewesen ist. War bisher zwar flüssiges Reiten, aber grundsätzlich Strafpunktfreiheit gefragt, so waren doch jetzt einige Pferde vom auf einmal bedingungslos-forschen Vorwärtsreiten ihrer Piloten sichtlich irritiert. Eines hatte extreme Startschwierigkeiten wegen der massiv dröhnenden Akustik, nachdem der Vorgänger strafpunktfrei die Ziellinie passiert hatte, eines kam von den Füßen und durchquerte den Aussprung der Kombination völlg, andere fühlten sich von den ungewohnt heftigen Wendungen überfordert und sperrten sich.

Den Sieg holte der Ire Michael Pender mit dem fünfjährige dunkelbraunen KWPN-Wallach HHS Private Ryan (v. El Barone 111 Z-High Shutterfly-Heartbreaker-Pacific-Legaat-Purioso-Heidelberg, NL-merrielijn 2). Pender war damit Wederholungstäter, hatte bereits 2023 das Fünfjährigen- und 2024 das Siebenjährigen Finale gewonnen und führte aus: "Zangersheide ist ein wichtiger Standort, der Züchter und Reiter international zusammenführt!"

Silber ging an den Niederländer Doron Kuypers mit der Z-Fuchsstute Olympic van't Roosakker VK Z (v. Minute Man-For Pleasure-Carthago-Darco-Chin Chin, BWP-Prestatiestam 100). Kuypers reitet das Pferd erst seit sieben Wochen. "Ich hatte hier keine allzu hohen Erwartungen, umso glücklicher bin ich jetzt!", sagte er im Anschluss vor der Presse.

Auf Position drei folgte dann eine durchweg irische Kombination: Jason Foley auf der ISH-Stute Tysons Lady Lux (v. Tyson-Lux Z-Clover Brigade), die aus einer reinen Vollblutfamilie stammt.

Bestes deutsches Pferd war die unter italienischer Flagge (Giuseppe Felici) startende, aus Brandenburg-Anhalt stammende braune DSP-Stute Ollalla (v. Orplid-Lesotho-Casanova-Silvester, Z.: Reiner Kühn, Aken-Susigke) mit viel Holsteiner Genetik mütterlicherseits an sechster Stelle.

Neun Stechteilnehmer waren strafpunktfrei geblieben, und den neunten Platz belgte der Brite Alexander McLean mit der OS-Schimmelstute Diora PS (v. Diaron-Caspar-Zandor Z-Voltaire-Ramiro, NL-merrielijn 83, Z.: Gestüt Lewitz). Zwölf Teilnehmer wurde platziert, am Stechen nahmen auch die deutschen Reiter Angelique Böckmann (Rüsen) und Stefan Rödl teil (Rang 16 und 17).

Bei den Sechsjährigen starten traditionell die besten 40 Pferde der beiden Qualifkationen im Finale. Pferde-Deutschland war hier mit vier Pferden (Holstein 2, Hannover und OS je 1) nur marginal vertreten. Der Parcours war hinsichtlich der Anforderungen was die einerseits die Länge, andererseits auch Höhe und Optik Hindernisse angeht, deutlich am Limit orientiert. Sieben Paare lieferten eine strafpunktfreie Runde, und am Ende hatten weder Reiter noch Pferde aus Deutschland etwas mit der Entscheidung zu tun.

Eine im doppelten Sinne niederländische Verbindung schaffte im Stechen die einzige strafpunktfreie Runde: Max van de Poll und die braune KWPN-Stute Ortane (v. Balou du Rouet-Quinar-Cornetto-Capitol I-Sacramento Song xx-Kadett, Holst. Stamm 741). Es stimmt ein wenig tröstlich, dass beide Elternteile der Championesse aus deutscher Zucht stammen. Befragt, ob er denn für das Stechen einen besonderen Plan gehabt habe, antwortete er: "Ich hatte keinen wirklichen Plan. Einfach gut sein!"

An zweiter Stelle dann mit der schnellsten Vier-Fehler-Runde ein Duo von der "grünen Insel": Die irische Amazone Niamh McEvoy mit dem ISH-Fuchswallach BP Othello (v. Ganesh Hero Z-Tygo-Holland-Wisconsin-Amor, NL-merrielijn 43). Befragt nach den grandiosen WM-Erfolgen der Iren in den letzten Jahren, erklärte sie: "Wir haben eine gute Zucht in Irland , einfach tolle Pferde, die uns Reitern zur Verfügung stehen!"

Die Bronzemedaille holte ein belgisches Team: Thibeau Spits und die BWP-Fuchsstute Touch of Joy Dwerse Hagen (v. Nixon van't Meulenhof-Casall-Corrado I-Locato-Rocco-Thuswin xx, Holst Stamm 162). Spits hatte die Stute erst einige Wochen zuvor übernommen und vor der WM erst einmal auf einem Turnier geritten. Bester deutscher Reiter war Tom Schewe mit dem Z-Schimmelhengst Outsider H.J. Z an neunter Stelle.

42 Finalisten gab es bei den Siebenjährigen, allerdings nur vier deutsche Reiter und ein (1) deutsches Pferd. Die meisten Nachkommen stellte der Zangersheider Vorzeigehengst Aganix du Seigneur Z mit fünf Repräsentanten, ansonsten war es ein genetisch recht heterogenes Startfeld. Am Ende hat er  das Geschehen beherrscht wie noch nie ein Hengst vor ihm: Von den fünf Aganix-Nachkommen erreichten drei das Stechen der zehn strafpunktfreien Teilnehmer, darunter der Sieger Augustus Z (M. v. Vigo d'Arsouilles-Numero Uno-Diamant de Semilly-Cavalier Royale), ein brauner Z-Wallach aus irischem Mutterstamm, mit dem Iren Eoin Brennan im Sattel. Der Wallach stammt as amlienegeer Zucht, hatte dreijährig einen Unfall, von dem er sich nur langsam erholt hat. Man gab ihm alle Zeit zur Ausheilung, und seit vierjährig geht er beständig im Sport. "Ein faszinierendes Pferd!", so der Reiter.

Rang vier erreichte ebenfalls eine Irin im Sattel einer Z-Tochter des Aganix du Seignur, nämlich Leah Stack, die mit Aggie van de Start Z (M. v. Copperfield van der Held-Toulon-Capital-Ferdigano, BWP-Stam 86) das Stechen eröffnet hatte. Die Schwedin Jonna Ekberg hatte auf dem irischen Aganix-Sohn Bjurfors Nikora (M. v.Uaniem-Calvino Z-Lamour Z-Ramiro-Almé Z, Holst. Stamm 8145) zwei Abwürfe und wurde Zehnte. Die beiden anderen hatten je einen leichten Abwurf und erreichten die Plätze elf (als beste Deutsche) Angelique Böckmann und Alisha Z (M. v. Caretello B-Lorenz-Domspatz-Goldregen-Forstner-Agram, Hann. Stamm 33/Agenda bzw. Sedalia, Z. u. B.: Christian Ahlmann, Marl) und 13 (James Ingham/GBR auf Altesse 2 VN Z; 1. Reserve). Eine erstklassige Bilanz!

Eine überragende Leistung lieferte jedoch vor allem der Zweitplatzierte, der erst 16jährige Belgier Niels van Rossem im Sattel von Speedy van Klapscheut (v. Chaiton FZ). Das fantastische Zangersheider Publikum feierte ihn wie einen neuen belgischen Volkshelden, zu Recht! "Es war ein tolles Gefühl, dass mich die Zuschauer so unterstützt haben! Ich hab nur mein Ding gemacht!", sagte er hinterher bescheiden vor der Presse.

Platz drei belegten zwei Franzosen: Thibault Thevenon und der gekörte Selle Francais-Hengst ICI et la Courcelle (v. Cocktail de Talma).

Bei den sechs- und siebenjährigen Pferden spielt die Zeit von Anfang an auch eine Rolle. Der Druck ist hoch, und  Doppelnuller in den Qualifikationen sind keineswegs eine Garantie auf Finalteilnahme. Insfern sollte man vielleicht einmal darüber nachdenken, das Finalkontingent in diesen Klassen auf 50 zu erhöhen. Den Zeitplan am grundsätzlich entspannten Finalsonntag würden 20 Pferde mehr keineswegs sprengen.