Beben beim Holsteiner Verband?
Geschäftsführer der Holsteiner Verband Hengsthaltungs GmbH mit sofortiger Wirkung freigestellt, erster Vorsitzender zurückgetreten
Hatten sich Holsteins Züchterinnen und Züchter vielleicht auf einen geruhsamen Feiertag, den im vorwiegend protestantischen Norden zelebrierten Reformationstag – eingestellt, so wurde ihre Erwartung bereits am zeitigen Morgen enttäuscht. Auf der Verbandshomepage fanden sich zwei Meldungen, beide gleichermaßen kurz wie brisant. Der Vorstand habe Sebastian Rohde von seinen Aufgaben als Geschäftsführer der Holsteiner Verband Hengsthaltungs GmbH freigestellt. Dies gelte mit sofortiger Wirkung. Felix Flinzer werde die Geschäfte der Hengsthaltungs GmbH interimsmäßig führen. verlautete die eine Meldung. Der Erste Vorsitzende des Verbandes der Züchter des Holsteiner Pferdes e.V., Ulrich Steuber, habe sein Amt niedergelegt. Der Vorstand bedanke sich bei Ulrich Steuber für sein ehrenamtliches Engagement. Die Delegiertenversammlung des Holsteiner Verbandes werde im Dezember 2024 einen Ersten Vorsitzenden wählen, die andere. Zwei Meldungen so kurz und dürr formuliert, dass es beinahe schon einer Provokation nahekommt. In der internen Kommunikation wurde wenigstens noch mitgeteilt, dass für Freitag eine Mitarbeiterbesprechung für die Mitarbeiter der Hengsthaltung durch den neuen Interims Geschäftsführer angesetzt sei – übrigens zu früher Stunde, um 7.00 Uhr, aber Pferdeleute sind frühes Aufstehen ja durchaus gewohnt…
Was zu dem arbeitsrechtlich ja durchaus drastischen Vorgehen einer sofortigen Freistellung geführt hat, wird nicht mitgeteilt. Ein Blick ins benachbarte Oldenburg hätte den Verantwortlichen eventuell aufzeigen können, welche Risiken solch einem Schritt innewohnen können. Dadurch wird – ob gewollt oder ungewollt – Spekulationen Raum gegeben. Warum die Wahl auf Felix Flinzer als Interimsgeschäftsführer der Holsteiner Verband Hengsthaltungs GmbH fiel, bleibt ebenfalls offen. Ulrich Steuber mochte sich auf Nachfrage zu seinen Beweggründen nicht öffentlich äußern. Mit Ulrich Steuber verliert der Holsteiner Verband nach Thies Beuck 2019, Hinrich Köhbrandt 2021, Hinrich Romeike 2022, den vierten Verbandsvorsitzenden in fünf Jahren. Dem verbliebenen Restvorstand des Holsteiner Verbandes haben wir heute ebenfalls einige Fragen übermittelt. Ob man uns einen Grund für die sofortige Freistellung von Sebastian Rohde nennen könne wollten wir wissen, ob es keine denkbare Option gewesen sei, den Zeitvertrag von Sebastian Rohde, der ohne eine Verlängerung nach unserer Kenntnis im März 2025, also in wenigen Wochen, ausgelaufen wäre, einfach auslaufen zu lassen? Und auch ob man jetzt in der Holsteiner Vorstandsetage mit einer arbeitsrechtlichen Auseinandersetzung rechne und für diesen Fall bereits Rückstellungen gebildet habe oder dies plane interessierte uns. Von der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit des Holsteiner Verbandes erreichte uns dazu die Antwort: „wir bitten um Verständnis, dass der Vorstand sich zu diesem Zeitpunkt nicht über die bereits auf unserer Website veröffentlichten Informationen hinaus äußern wird“. Damit bleibt auch unbeantwortet, ob und in welchem Kontext beide Meldungen zueinanderstehen.
Ebenso erscheint auch fraglich, wie die Ankündigung, im Dezember einen neuen Vorsitzenden wählen lassen zu wollen umgesetzt werden soll. Laut Mitteilung auf der verbandseigenen Homepage hat der Vorstand des Verbandes die 2. Delegiertenversammlung des Jahres 2024 auf den 11. Dezember 2024 um 18.30 Uhr im Holstenhallen Congress Center in Neumünster festgelegt. Anträge zu dieser Delegiertenversammlung seien über die zuständigen Körbezirke an die Verbandsgeschäftsstellen in Elmshorn oder Kiel zu senden. Letzter Einsendetermin für diese Anträge sei der 21.11.2024. Die Tagesordnung werde den Delegierten rechtzeitig vor der Versammlung zugestellt. Der verbliebene Zeitrahmen erscheint – auch mit Blick auf die Satzung des Verbandes – damit ausgesprochen ambitioniert, was die Kandidatenfindung, die Beteiligungen der Körbezirke und die allgemeine Willensbildung der Mitglieder betrifft. Auch diese Fragen an den Restvorstand bleiben also heute zunächst unbeantwortet. Bleibt abzuwarten, ob die Körbezirke, die Delegierten und die Mitglieder des Holsteiner Verbandes mehr Glück mit der Beantwortung von Fragen haben – so sie denn Fragen stellen.