Landstallmeister a.D. Dr. Gerd Lehmann wird 90!

Am 21. Juni feiert Dr. Gerd Lehmann (Milte), von 1966 bis August 1995 Landstallmeister des Nordrhein-Westfälischen Landgestütes in Warendorf, seinen 90. Geburtstag. Der Träger des Bundesverdienstkreuzes sowie des Deutschen Reiterkreuzes in Gold der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) hatte in den 60er und 70er Jahren maßgeblichen Anteil am sogenannten Umzüchtungsprozess, der die nordrhein-westfälische Pferdezucht zu einer der erfolgreichsten Reit- und Sportpferdepopulationen der Welt gemacht hat.
1933 im ostpreußischen Pfälzerwalde unweit des legendären Hauptgestütes Trakehnen als Sohn eines Landwirtes und Pferdezüchters geboren, musste er zum Ende des Zweiten Weltkrieges in den Westen fliehen. Nach seinem Abitur in Heilbronn sowie einer Landwirtschaftslehre und dem Besuch der Höheren Landbauschule in Nürtingen trat er an der Justus-Liebig-Universität in Gießen ein agrarwissenschaftliches Studium an, dem die Promotion folgte. Am 1. Oktober 1964 trat er unter dem damaligen Landstallmeister Konrad Bresges seinen Dienst als Gestütsassistent in Warendorf an und übernahm im Januar 1966 als Landstallmeister die Führung des Warendorfer Landgestütes.
Zum damaligen Zeitpunkt befand sich die Pferdezucht in Nordrhein-Westfalen auf einem absoluten Tiefpunkt. Kaltblüter als Arbeitspferde waren weitestgehend abgeschafft und die relativ wenigen Warmblüter, die als Reitpferde gezüchtet wurden, genossen ein eher begrenztes Ansehen außerhalb der Region. Doch bereits bei seinem ersten Hengsteinkauf konnte er mit Paradox I gegen die Meinung der Körkommission einen Hengst erwerben, der die westfälische Zucht in den folgenden Jahrzehnten maßgeblich verbesserte. Auch der von ihm erworbene Vollblüter Angelo xx wurde zu einem der Väter des Erfolges. Mit der gezielten Veredlung der Reitpferdepopulation sowie einer auch von anderen Ländern später kopierten Reform der Hengstleistungsprüfung gelang es Lehmann sowie den Züchtern in den folgenden Jahrzehnten die nordrhein-westfälische Reitpferdezucht zu einer der erfolgreichsten der Welt zu machen. Allein bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul gewannen Nachkommen der Warendorfer Hengste fünf Gold-, eine Silber- sowie eine Bronzemedaille. Der 1988 von Lehmann angekaufte Florestan I sollte im weiteren Verlauf zu einem der besten Dressurpferdemacher der Welt werden. Auch heute noch nimmt Lehmann am Zucht- und Pferdesportgeschehen regen Anteil und ist auf vielen Veranstaltungen zu sehen. (TH)