Warendorf: Greta Heemsoth mit Doppelsieg im Finale der fünfjährigen Dressurpferde
Felice wird Bundeschampionesse der fünfjährigen Dressurpferde.
Es sind unter anderem die Gänsehautmomente, die Dressursportbegeisterte so lieben. Diese sogenannten Marmeladenglasmomente, wenn eine Dressurprüfung für durchgehend Gänsehaut sorgt. Ja, genau diese Gänsehautmomente oder auch Marmeladenglasmomente hatte man beim heutigen Finale der fünfjährigen Dressurpferde. Am Ende tanzte sich eine leichtfüßige Ballerina in faszinierender Art und Weise zum Titel. Wissen Sie, was dabei besonders schön war? Nicht nur die Siegerin, nein alle Finalisten begeisterten mit feinen und harmonischen Ritten. Doch von Anfang an.
Felice - die leichtfüßige Ballerina

„Liebes Publikum, hohe Noten brauchen Zeit, aber wir wollten auch alles richtig machen. Denn es geht hier um die Auszeichnung einer wirklich großartigen Leistung“, begann Nicole Nockemann, die im Anschluss eines jeden Rittes äußerst angemessene und ansprechende Kommentare gab. Schon im Trab überzeugte die langbeinige Hannoveraner Stute Felice (v. Fürst Samarant – Riverside) aus der Zucht von Rene Janzen und im Besitz von Ingo Pape mit viel Elastizität und Gleichmaß. Unabhängig der geforderten Tempi zeigte sich ein Tritt wie der andere. Dabei verstand es Greta Heemsoth ihrer Stute zu jeder Zeit ein ganz gleichmäßiges Raum- und Zeitmaß zu geben, so dass die Stute sich wahrlich optimal entfalten konnte. Im Trab vergaben die Richter Tina Viebahn, Klaus Storbeck und Harry Lorenz eine 9,3. Im Schritt zeigte sich ein klarer Takt (8,2). Für eine noch höhere Bewertung hätte noch mehr Raumgewinn vorhanden sein können. Das nächste wahre Highlight folgte im Galopp, der sich unglaublich geschlossen mit toller Lastaufnahme und Balance präsentierte (9,3). „Es war eine wirklich sehr präzise Vorstellung. Diese Stute nimmt einen einfach ein, ist sehr leichtfüßig und mit viel Talent für die Versammlung ausgestattet“, erläuterte Nicole Nockemann und so standen auch in der Durchlässigkeit und der Perspektive die Traumnoten von 9,0 und 9,2. Als Endnote zierte eine 9,0 die Anzeigetafel. Felice – auf den ersten Blick vielleicht ein unscheinbares Reh. Doch sobald sich die Stute in Bewegung setzt, wird man in ihren Bann gezogen, ja es entsteht ein wahrlicher Gänsehautmoment.
Die äußerst gefühlvoll einwirkende Greta Heemsoth wird den heutigen Finaltag aber aus doppelter Hinsicht nicht vergessen. Denn gleich zum Prüfungsauftakt lieferte sie mit ihrem Hannoveraner Endorphin (v. Escolar – Don Nobless) aus der Zucht und im Besitz von Ingo Pape eine ebenso wahre Traumrunde. Zur Aufklärung aller: Endorphin ist ein körpereigenes Glückshormon, das unter anderem bei sportlicher Aktivität ausgeschüttet wird. Nicole Nockemann begann ihren Kommentar: „Sie alle sind Zeitzeugen, wie das Endorphin bei dieser Runde in Fleisch und Blut übergangen ist“. Damit hatten die Richter recht und Greta Heemsoth, deren gefühlvolle und für beide Pferde super angepasste Einwirkung heute nicht oft genug gelobt werden kann, lächelte völlig zurecht. Im Trab zeigte sich der Escolar-Sohn in allen Tempi super elastisch sowie sehr schwungvoll. In den Verstärkungen zeigte sich eine gute Rahmenerweiterung und die versammelte Trabarbeit überzeugte schon gut kadenziert (9,0). Der Schritt präsentierte sich von Anfang an gelassen und klar im Viertakt. „Für noch höhere Noten als eine 8,5 wünschten wir uns noch mehr Fleiß“, erläuterte Nicole Nockemann. Im Galopp konnte Endorphin seinen Vater nicht leugnen und so zeigte sich dieser gut ins Bergauf springen und hochelastisch (8,8). Ein kleines Missgeschick gab es heute beim zweiten einfachen Galoppwechsel, als der Hannoveraner zuerst im falschen Galopp ansprang. Dies führte in der Durchlässigkeit zu kleineren Abstrichen (8,4). In der Perspektive stand eine 9,0, was zu einer Endnote von 8,74 führte. Schon im vergangenen Jahr war Endorphin zum Vizechampion der vierjährigen Reitpferde avanciert. Dieser Platz scheint ihm zu gefallen.
Auf dem dritten Platz rangierte im Finale der Sieger der zweiten Abteilung der Finalqualifikation, Dante’s Sunrise (v. Dante Weltino – Fürstenball, Z.: Sabine Reisenauer) unter dem Sattel von Ines Fleischmann. Der DSP-Wallach zeigte sich heute sogar noch energischer und selbstsicherer als in der Finalqualifikation und so lobte Nicole Nockemann gleich zu Beginn der Prüfung: „Der Wallach ist ein unglaublich dynamisches Pferd mit sehr viel Grundschwung im Trab und einem kraftvollen Ablauf“. Auch zeigte sich Dante’s Sunrise in allen Trabtempi sehr ausbalanciert, wobei sich in einer Volte eine kleine Unsicherheit im Genick zeigte. Auch wünschten sich die Richter eine noch bessere Maultätigkeit. Im Trab stand schlussendlich eine 8,8. Für den raumgreifenden und gut schreitenden Schritt vergaben die Richter eine 8,7 und wünschten sich hierbei zu Beginn und am Ende der Schrittsequenz ein noch losgelassenes Schreiten. Der Galopp überzeugte mit toller Bergauftendenz und kraftvoll durchspringend (8,8). In der Durchlässigkeit wünschten sich die Richter im Außengalopp ein noch klareres Spuren. Auch ergab ein nicht ganz klar gegebener Viertakt in der Kurzkehrt Abstriche (8,2). Die Note für die Perspektive von 8,5 komplettierte die Gesamtnote von 8,6. Ein toller Erfolg für die Baden-Württembergerin und den aus Baden-Württemberg stammenden DSP-Wallach.
Eine reiterliche Glanzleistung im Sattel zweier weiterer großer Talente gelang auch Dr. Annabel Frenzen. Mit dem Hannoveraner Livorno (v. Livaldon – Dancier, Z. Torsten Meier) bestach sie vor allem mit einer enorm elastischen und gleichmäßigen Trabtour (9,0). Mit einer Endnote von 8,54 reihte sie sich auf Platz vier ein. Mit dem Oldenburger Segafredo (Secret – Sandro Hit, Z.: Marco Trier) folgte sie auf Platz sieben. Zwischen die Pferde von Frenzen schob sich Eva Müller, die einmal mehr den Oldenburger Farino (Fürst Toto – Fürst Romancier, Z.: Beate Wedermann) bestens in Szene setzte und sich mit einer 8,5 auf Rang fünf einreihte. Auf Rang sechs folgte Julia Schulte mit Saluna W OLD (Secret – Wolkenstein, Z.: Dr. Roland Wünschel). Die Top10 wurde durch Sina Aringer mit Silent Wings (8,4), Leslie Rohrbacher mit Hildegard (8,32) und Annika Korte mit Escadino (8,26) komplettiert. Schaut man sich die Zuchtgebiete der Finalisten an, so dominierte Hannover das Finale der fünfjährigen Dressurpferde. In der Top10 befinden sich sechs Hannoveraner!