Neues Betreibermodell für Landgestüt Redefin geplant
„Neues Betreibermodell“ nur ein ungelenkes Synonym für Privatisierung?

Seit geraumer Zeit bereits wird eine konzertierte Kampagne gegen das Landgestüt Redefin betrieben. Besonders hervorgetan hat sich dabei der Bund der Steuerzahler Mecklenburg. Auch der CDU-Landtagsabgeordnete Thomas Diener, dem amtierenden Landwirtschaftsminister Till Backhaus in inniger, gegenseitiger Ablehnung verbunden, nutzte das Landgestüt gerne als Mittel um seinem politischen Kontrahenten das Leben schwer zu machen. Der vor allem für seine Auftritte in skurrilen Kostümierungen bekannte Agrarpolitische Sprecher seiner Fraktion, bezeichnete das Landgestüt unter anderem als „Groschengrab“ und beschäftigte die Landesregierung immer wieder mit parlamentarischen Anfragen zum Landgestüt oder der Landesreitschule, zuletzt am 12.06. 2025. Vehement hatte sich Minister Till Backhaus bisher allen Forderungen an das Land, sich von Redefin zu trennen widersetzt, nun ist der gestiegene Druck durch die angespannte Finanzlage und vermutlich auch die öffentlichen Diskussionen anscheinend doch zu groß geworden. Mit einer Pressemitteilung verkündete das Ministerium in Schwerin heute, es solle für das Landgestüt Redefin ein neues Betreibermodell gesucht werden. Das Land wolle dabei Eigentümer des kulturhistorischen Ensembles bleiben. Ziel sei es, das Gestüt wirtschaftlich stabil aufzustellen und zugleich als Kulturgut von öffentlichem Interesse zu erhalten. Der jährliche Zuschussbedarf für das Landgestüt Redefin liege derzeit bei rund 1,7 Millionen Euro – „das entspricht etwa einem Euro pro Einwohner hier im Land, was ich für ein Kulturdenkmal dieses Formates grundsätzlich gerechtfertigt finde“, sagte Backhaus und verwies auf andere bedeutsame Kulturstandorte, wie das Schweriner Schloss, die ebenfalls mit öffentlichen Mitteln erhalten würden.
Das Ministerium habe daher nun ein Interessenbekundungsverfahren vorbereitet, um geeignete Betreiber zu finden, die den Übergang in eine neue Trägerschaft ermöglichen sollen, ohne den Charakter Redefins als Ort des Pferdesports, der Pferdezucht, der Ausbildung und der Kultur aufs Spiel zu setzen. Dafür soll ein neuer Betreiber vertraglich zur
Erfüllung öffentlicher Ziele verpflichtet werden. Das dieses Ansinnen der berühmt-berüchtigten Quadratur des Kreises gleicht, dürfte jedem Branchenkenner klar sein. Auffällig ist, dass in der Pressemitteilung sehr viel von der Sicherstellung der touristischen Entwicklung des Standortes und dem Erhalt des Ensembles, das künftig noch stärker für die
Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden solle die Rede ist. Redefin solle als lebendiger Ort
der Begegnung, des Kulturerlebens und der regionalen Identität weiterentwickelt werden. Die Hengsthaltung zum Zwecke der Förderung der Landespferdezucht hingegen, spielt zumindest in diesem Text eigentlich keine Rolle mehr.
Der Pressesprecher des Ministerium für Klimaschutz, Landwirtschaft, ländliche Räume und Umwelt in Mecklenburg, Claus Tantzen, antwortete uns auf direkte Nachfrage, das all unsere Nachfragen zu einer zukünftigen Ausgestaltung des Betreibermodells sicher berechtigt seien, man zu diesem Zeitpunkt allerdings noch keine konkreten Angaben über den Inhalt der Pressemitteilung hinaus machen könne, da all diese Fragen zukünftig erst mit einem eventuellen Interessenten erörtert und im Verfahren berücksichtigt werden müssten.
Das Interessenbekundungsverfahren soll laut Pressetext noch in diesem Jahr abgeschlossen werden. Das Ministerium sichert der Belegschaft dabei größtmögliche Transparenz zu. Man werde diesen Prozess verantwortungsvoll begleiten.
Bei der derzeitigen Halbwertzeit politischer Zusagen bleibt abzuwarten, wie verlässlich diese Zusage am Ende sein wird.