Wasserburg: Abschied von Toni Meggle
            
                            Er gehörte zu Bayerns größten Unternehmern und unterstützte viele Jahrzehnten lang den Reitsport: Jetzt ist Toni Meggle im Alter von 94 Jahren verstorben.
Der Wasserburger Unternehmer hatte sich gemeinsam mit seiner Frau Marina auf dem Georgihof in Rechtmehring nahe des oberbayerischen Wasserburgs ein Paradies geschaffen, ein Paradies rund um seine geliebten Vierbeiner. Dabei kam er eigentlich ganz zufällig zu den Pferden, musste als Jugendlicher während des Krieges bei einem Bauern in der Holledau Hopfen zupfen und in einer Scheune übernachten, in der auch Pferde untergestellt waren. Dabei entdeckte er seine Liebe zu den Vierbeinern und später nahm er auf einem Internat in Schondorf am Ammersee Reitunterricht. 
Schon bald ging es für Toni Meggle auf Springturniere und auch die ersten Erfolge stellten sich schnell ein. Sein erstes eigenes Pferd war ein Ostpreuße, der sogar noch im Kriegseinsatz war und mit seinen vorherigen Reitern, die scharfes Zaumzeug benutzten, immer wieder den Springparcours erfolglos verlassen hatte.
Als sein Vater sah, dass der Junior mit wachsender Begeisterung im Sattel saß und sich auch auf Turnieren immer wieder bewährte, kaufte er ihm bei der Reitpferdeauktion im niederbayerischen Landshut die achtjährige Oldenburger Stute Ute. In späteren Jahren startete er auch in Vielseitigkeitsprüfungen und schaffte es in dieser Disziplin sogar bis zum Bayerischen Military-Vizemeister. Als sein Pferd einen leichten Sehnenschaden erlitten hatte, zog Meggle die Konsequenzen. Pferd und Reiter fanden ihr Glück fortan in der Dressur – ein Entschluss, der sich als wegweisend für die weitere Beziehung des Unternehmers zum Pferdesport erweisen sollte.
Nach der Hochzeit mit Marina schenkte er ihr das Vielseitigkeitspferd Leonardo, das gute Anlagen für die Dressur hatte. Damit schaffte er es, auch sie für die Dressur zu begeistern. Denn die junge Dame, die Toni Meggle in der Reitakademie München kennen- und lieben gelernt hatte, war ursprünglich eine begeisterte Springreiterin. Nach vielen erfolgreichen Jahren im Parcours wuchs nun auch die Begeisterung der passionierten Springreiterin für die Dressur. Die gemeinsame Liebe zum Reitsport hatte sie einst zusammengeführt: Marina und Toni Meggle waren knapp 35 Jahre verheiratet. Und auch beruflich zogen die beiden an einem Strang. So war Toni Meggle Aufsichtsratsvorsitzender der Meggle AG und zudem Stiftungsratsvorsitzender der Toni-Meggle-Stiftung. Marina Meggle fungiert in beiden Gremien als seine Stellvertreterin. 
Sowohl Geschäftspartner als auch Mitarbeiter hatten es bei Toni Meggle stets mit einem Chef zu tun, der sein Handwerk von der Pike auf gelernt hatte. Kurz nach dem Abitur hatte ihn seinerzeit der Vater gefragt: „Willst du arbeiten oder studieren?“ Toni Meggle ging arbeiten, absolvierte eine Ausbildung und legte die Prüfung zum Molkereimeister ab. Dass ihm dies nicht reichte, war ihm bald klar. Im Management Center Europe, kurz MCE, in Brüssel erweiterte er deshalb seine Management-Kenntnisse durch regelmäßige Seminare. Im Alter von 28 Jahren erhielt er ein Angebot der Weltbank, in Washington als Experte für Milchwirtschaft zu arbeiten. Das hätte er gern angenommen. Doch sein Pflichtbewusstsein stand diesem Wunsch entgegen, also blieb er daheim und machte in den folgenden Jahren aus der Käserei seines Großvaters, der aus dem Allgäu zugewandert war, ein modernes internationales Unternehmen mit mehr als 2.500 Mitarbeitern weltweit.
Zudem war Meggle fast 20 Jahre Vorsitzender des Vorstands des Milchindustrie-Verbandes, außerdem zehn Jahre lang im Vorstand der European Dairy Association, davon acht Jahre als deren Vize-Präsident. Schon 1960 wurde er neben seinem Vater zum Gesellschafter des Unternehmens. Im selben Jahr ging die erste Formanlage für Portionsbutter in Betrieb. Gleichzeitig wurde auf seine Initiative hin eine betriebliche Altersvorsorge für die Mitarbeiter eingeführt. Sein unternehmerischer Erfolg resultierte unter anderem auch in der langjährigen Mitgliedschaft im Vorstand der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft, deren Ehrensenator er seit 2011 war.
So erfolgreich Toni Meggle sein Unternehmen zu einer Weltfirma ausbaute, so konsequent setzte er auch sein großes Hobby um: die Pferde. Auf dem Georgihof widmen sich Marina und Toni Meggle mit Leib und Seele ihren geliebten Vierbeinern. Sie bauten den Dressur-Ausbildungsstall zum absoluten Idyll aus mit Haltungs- und Trainingsbedingungen, wie man sie sich als Pferd nur erträumen kann. Was im Alltag auf dem Georgihof bedeutet: Riesige Boxen, täglicher Weidegang und Ausritte mehrmals in der Woche – und zwar für alle Vierbeiner, auch die, die im großen Sport gehen. Ihrem Pferdeverstand und den guten Bedingungen ist es wohl auch zu verdanken, dass Meggles in den letzten Jahren selbst zudem uu Erfolgszüchtern wurden.
Einen ausführlichen Nachruf lesen Sie in der Dezember-Ausgabe der BAYERNS PFERDE.