"Ich habe einen Fehler gemacht!"
„Ich habe verstanden, dass ich einen Fehler gemacht habe. Aber ich liebe den Sport und meine Pferde viel zu sehr, um mich dem nicht zu stellen. Ich möchte mich dafür entschuldigen, dass ich dem Sport und vielen Menschen geschadet habe“.
Mit einer klaren Entschuldigung hat sich am Freitag in Stuttgart am Rande des Stuttgart German Master-Turniers Olympiasieger Christian Kukuk in der Öffentlichkeit zu Wort gemeldet. „Es tut mir außerordentlich leid, dass ich nicht nur mich, sondern auch die Menschen um mich herum in so ein Situation gebracht habe und natürlich auch enttäuscht habe.“
„Es tut mir leid“, so Kukuk, „auch für die Veranstalter hier in Stuttgart, bei denen das Thema jetzt so im Fokus steht“.
Vor seinem ersten Start bei den Stuttgart German Masters lud er Journalisten zu einer außerordentlichen Pressekonferenz ein.
Christian Kukuk, Olympiasieger von Paris 2024, musste sich erst vor einigen Tagen mit einem unschönen Video konfrontieren lassen, auf dem er seine Stute Just be Gentle auf dem blanken Schlaufzügel auf dem Abreiteplatz ritt. Das wurde auf dem Abreiteplatz beim Turnier in Verona beobachtet. Das Eingeständnis war die erste ausführliche Stellungnahme vor der Presse.
Der Olympiasieger wirkte nachdenklich – auch enttäuscht über „Aktionismus, Beleidigungen und Beschimpfungen“, die er seit der Veröffentlichung des Videos gelesen habe. „Auch meine Familie ist davon betroffen“, berichtete er. Und: „Ich bin froh, dass meine Tochter noch nicht lesen kann.“
Seine fachliche Erklärung lautete: „Ich überlege immer, wie ich das Beste für mein Pferd tun kann, damit es Leistung bringen kann, das ist das A und O meines ganzen Lebens. Meine Stute Just be Gentle gehört zu den besten Pferden der Welt, aber sie hat mich in Verona vor eine sehr herausfordernde Situation gestellt. Sie ist ein sehr energiereiches, aber auch sensibles Pferd mit einem starken Charakter, sie fordert oft eine individuelle Herangehensweise. Sie zeigte in Verona sehr viel Spannung, und ich habe mir darüber Gedanken gemacht, wie ich diese Spannung lösen kann.“
Der Olympiasieger weiter: „Ich hatte Bedenken, dass der Zügel im Trensenring zu sprunghaft auf das Maul einwirkt, der Schlaufzügel erschien mir in dem Moment aus einem Bauchgefühl heraus das bessere Mittel für eine Anlehnung, bei der die Stute ihre Spannung abbauen kann. Wenn uns jemand 20 Minuten später gefilmt hätte, dann hätte er gesehen, dass die Stute losgelassen, mit langem Hals und in klarem Takt abtrabt. “
Dennoch, im Nachhinein gesehen und mit Vernunft betrachtet sei es eine falsche Herangehensweise gewesen, so habe er seine Vorbildfunktion als Olympiasieger schlecht ausgeführt . Er revidierte auch ein stückweit seine erste spontane Reaktion, in der er darauf verwiesen hatte, dass sein Training ohne Beanstandung geblieben war. „Regeln alleine helfen in unserem Sport nicht, es kommt viel mehr auf das Einfühlungsvermögen an“, betonte er.
Christian Kukuk ordnete aus seiner Sicht aber auch die Reaktionen der Öffentlichkeit ein und stellte klar: „Die Beziehung zwischen Reiter und Pferd kann nicht auf ein 30-Sekunden-Video reduziert werden.“
So sehr er den Vorfall bedaure, gebe es nun die Chance, „für unseren Sport in die Zukunft zu schauen“. Das könne aber nur gelingen, wenn man miteinander reden und die Gedanken des anderen respektiere. Was sich in den zurückliegenden Tagen ereignet habe, mit den persönlichen Angriffen, habe ihn beschäftigt und auch verletzt. „So möchte ich mir unsere Gesellschaft nicht vorstellen“, erklärte er. Sein rund zehnminütiges Statement trug der Reiter frei und ohne Manuskript vor.
Bundestrainer Otto Becker, der die Pressekonferenz seines Olympiasiegers besuchte, bescheinigte: „Das war sehr authentisch, Christian hat einen Fehler gemacht, aber Fehler sind menschlich, ich respektiere sehr, dass er sich der Sache jetzt so stellt.“
Der Olympiasieger am Ende: „Nach diesem Gespräch geht es mir viel besser.“
Text: Leonie Wolff/Roland Kern